Emotionales Design – Digitale Produkte gestalten, die Nutzer nicht hassen

Warum fühlen sich manche digitalen Produkte gut an – und andere wie 💩?
Du öffnest eine neue App. Es fühlt sich mega an. Zum Beispiel unser Spiel Sushi Surf. Oder die European Ayurveda-App, wenn du im deutschsprachigen Raum bist. Oder eine dieser anderen.
Du hast Spaß, die Farben wirken beruhigend, die Buttons reagieren genau richtig – perfekt. So ging es einer unserer Brand-Design-Kolleginnen, die die Nutzung ihrer Lieblings-App (nicht eine von uns – was?!?) einmal so beschrieb: „Wie eine warme Tasse Tee für mein Gehirn.“ Weil die App nicht nur funktionierte – sie fühlte sich richtig an.
Überraschenderweise zeigen Studien: Nutzer entscheiden innerhalb von 50 Millisekunden, ob ihnen ein Produkt gefällt. Diese Blitzentscheidung basiert laut Forschern nicht auf Logik, sondern auf Emotion. Also: Wie schaffen wir digitale Produkte, die Freude, Vertrauen und Loyalität wecken?
Was ist emotionales Design?
Emotionales Design bedeutet, digitale Erlebnisse so zu gestalten, dass sie emotional mit den Nutzern verbinden. Es geht nicht nur darum, ob ein Produkt funktioniert, sondern darum, wie es sich anfühlt, es zu nutzen.
Wenn es gut gemacht ist, stärkt emotionales Design die Nutzerbindung, steigert die Zufriedenheit – und macht aus einem funktionalen Werkzeug etwas, das Menschen wirklich gerne benutzen.
Es wirkt auf drei Ebenen:
Die drei Ebenen des emotionalen Designs
1. Viszerales Design – der erste emotionale Eindruck
Das ist der allererste Eindruck deines Produkts. Viszerales Design ist der Teil, den Nutzer*innen in Sekundenbruchteilen wahrnehmen.
- klare, ansprechende Layouts
- stimmige Farbpaletten
- deutliche visuelle Hierarchien
- angenehme Schriftarten und gute Lesbarkeit
Schöne Bilder, dezente Animationen und durchdachte Details sagen sofort: Du bist hier richtig.
2. Verhaltensorientiertes Design – wie es funktioniert, wenn es zählt
Hier trifft Design auf Funktion. Verhaltensorientiertes Design beschreibt, wie gut dein Produkt den Nutzern hilft, ihre Ziele zu erreichen – mit möglichst wenig Reibung und viel Zufriedenheit.
- intuitive Navigation
- reaktionsschnelle Performance
- klare Benutzerführung
- hilfreiche Rückmeldungen
Wenn viszerales Design die einladende Fußmatte ist, dann ist verhaltensorientiertes Design das bequeme Sofa dahinter.
Es sorgt dafür, dass Nutzer*innen bleiben.
3. Reflexives Design – was es über dich aussagt
Reflexives Design ist das, was nachwirkt, wenn der Bildschirm längst aus ist.
Es verbindet sich mit den Werten, der Identität und den Zielen der Nutzer*innen.
- eine Markenstory, die emotional trifft
- Funktionen, die Fortschritt oder Erfolge sichtbar machen
- Möglichkeiten zum Teilen oder zur sozialen Verbindung
- kulturell relevante Erlebnisse
Hier wird aus einem Produkt ein Teil des Lebens – etwas, das sich mit der eigenen Persönlichkeit verbindet.
Emotionales Design umsetzen
Gutes emotionales Design passiert nicht zufällig. Es braucht eine stabile Grundlage:
- Dein Produkt muss funktional und sicher sein
- Benutzerfreundlichkeit und Leistung haben Priorität
- Barrierefreiheit und Inklusion sollten von Anfang an mitgedacht werden
Wenn das erfüllt ist, können diese Strategien emotionales Design sichtbar machen:
- personalisierte Erlebnisse basierend auf Nutzerverhalten
- Animationen und Übergänge, die die Interaktion unterstützen
- ein einheitlicher Marken-Tonfall
- Mikrointeraktionen, die Aktionen bestätigen oder belohnen
Den emotionalen Effekt messen
Um zu erkennen, ob dein Design wirklich „ankommt“, reicht es nicht, nur Klickzahlen zu betrachten.
Versuche stattdessen:
- Zufriedenheitsumfragen, die über den Net Promoter Score (NPS) hinausgehen
- Tools, die emotionale Reaktionen erfassen
- Kennzahlen zu Nutzerbindung und Weiterempfehlungen
- Analyse der Markenwahrnehmung über Zeit
Das solltest du vermeiden
Tappe nicht in diese typischen Fallen:
- Ästhetik wichtiger nehmen als Benutzerfreundlichkeit
- kulturelle Unterschiede und Barrierefreiheit ignorieren
- überflüssige Animationen, die das Erlebnis verlangsamen
- einfache Aufgaben zu komplex gestalten
Wie geht’s weiter?
Emotionales Design entwickelt sich rasant. Diese Trends solltest du im Blick behalten:
- KI, die Erlebnisse individuell emotional zuschneidet
- fließende Interaktionen über verschiedene Geräte
- virtuelle und erweiterte Realitäten, die tiefere emotionale Bindung ermöglichen
- barrierefreie Designstandards – von Anfang an integriert
Zeit, etwas zu fühlen
Emotionales Design ist kein nettes Extra – es ist der Unterschied zwischen Produkten, die funktionieren, und Produkten, die begeistern.
Wenn du etwas entwickeln willst, das Menschen wirklich lieben, dann stell dir zuerst die Frage:
Wie sollen sie sich fühlen?
Probier diese Woche mal eine Strategie aus – vielleicht vereinfachst du einen Nutzerfluss, oder du fügst eine kleine Mikro-Interaktion ein, die Freude macht.
5 Fragen – 5 Antworten zum emotionalen Design
1. Was ist das Hauptziel von emotionalem Design?
Digitale Produkte zu gestalten, die positive Gefühle auslösen – und damit mehr Engagement und langfristige Bindung schaffen.
2. Wie beeinflusst viszerales Design Nutzer*innen?
Es prägt den ersten Eindruck, oft innerhalb von Millisekunden – und entscheidet, ob man bleiben möchte oder nicht.
3. Warum ist verhaltensorientiertes Design wichtig?
Weil es sicherstellt, dass das Produkt reibungslos funktioniert und die Nutzer*innen mit Zufriedenheit ans Ziel bringt.
4. Wie beeinflusst reflexives Design die langfristige Beziehung?
Es verbindet sich mit dem Selbstbild, den Werten und der Kultur der Nutzer*innen – und macht das Produkt bedeutsam.
5. Was ist ein häufiger Fehler im emotionalen Design?
Zu sehr auf Optik fixiert sein – und dabei Funktion oder Zugänglichkeit vergessen. Das frustriert mehr, als es beeindruckt.